Situation und Haltungen der Polen unter der deutschen Besatzung - Die Polen unter besatzung -

Niemieckie obozy zagłady i obozy koncentracyjne w okupowanej Polsce

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Situation und Haltungen der Polen unter der deutschen Besatzung

Die polnische Bevölkerung, sowohl im an das Dritte Reich angeschlossenen Gebiet, als auch im Generalgouvernement (GG), war seit den ersten Tagen des Krieges in einer sehr schwierigen Lage. Die Politik des deutschen Besatzers war in erster Linie auf die Vernichtung der intellektuellen und führenden Elite der polnischen Nation und anschließend auf die Versklavung, maximale Ausbeutung und Germanisierung der polnischen Gesellschaft gerichtet. Der Terror war verbreitet und massiv. Hinrichtungen, Aussiedlungen, Verhaftungen, Deportationen in Konzentrationslager, Straßenrazzien waren während der Kriegsjahre ein fester Bestandteil des Alltags der Polen.

Die Politik des deutschen Besatzers war in erster Linie auf die Vernichtung der intellektuellen und führenden Elite der polnischen Nation und anschließend die Versklavung, maximale Ausbeutung und Germanisierung der polnischen Gesellschaft gerichtet. Der Terror war verbreitet und massiv.

In den Städten wurde die Rationierung der Lebensmittel angeordnet. Die Rationen deckten  etwa ein Drittel des Tagesbedarfs des Menschen. Auf dem Lande gab es Kontingente -  ständige Zwangslieferungen von bestimmten Mengen an ausgewählten landwirtschaftlichen Erzeugnissen (für die Nichteinhaltung drohten den Bauern schwere Repressionen, einschließlich der Todesstrafe). Die Verringerung des realen Wertes des Geldes und  Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche waren die Ursache für die Armut der meisten Polen und den Alltagsstress um die Versorgung mit Basisprodukten. Der Besatzer beschränkte auch den Zugang zu medizinischer Versorgung. Drastisch verringerte sich der Anteil der Geburten; signifikant erhöhte sich die Häufigkeit von Infektionskrankheiten. Viele Polen wurden zur Zwangsarbeit im Dritten Reich geschickt, und ein Teil der polnischer Kinder wurde der Germanisierung unterzogen.

In den Bereichen,  die an das Reich angeschlossen wurden, wurde das polnische Bildungswesen vollständig liquidiert und die Verwendung der polnischen Sprache verboten.

Während des Krieges wurden die Polen eigentlich der Bildungschancen beraubt. In den Bereichen, die an das Reich angeschlossen waren, wurde das polnische Bildungswesen vollständig liquidiert und die Verwendung der polnischen Sprache verboten. Der Zugang zu Grundschulbildung (selbstverständlich in deutscher Sprache) wurde nur für einen kleinen Teil der polnischen Kinder und Jugendlichen zur Verfügung gestellt. Im Generalgouvernement wurden die Schulen der Mittel- und Hochschulstufe geschlossen und nur Grundschulen und einige Berufsschulen zugänglich. Eine Reihe von polnischen Institutionen der Kultur, Kunst und Wissenschaft wurden auch geschlossen, und die oft einzigartigen Sammlungen wurden zerstört oder geplündert. Polnische Wirtschaftsinstitutionen, Sporteinrichtungen und die meisten lokalen Regierungen wurden liquidiert.

Die Polen unter deutscher Besatzung konnten sich mit dem Verlust eines unabhängigen Staates nicht abfinden. Bereits Ende des September 1939 wurde die Służba Zwycięstwu Polski (Dienst für den Sieg Polens) - die erste militärische Untergrundorganisation gegründet; ihr Ziel war die Fortsetzung des Kampfes gegen die deutschen Angreifer. Bald wurden weitere  Organisationen gegründet, die sich vor allem aus der Vorkriegspolitik, dem Militär oder Veteranen-Organisationen zusammensetzten und an ihnen ihre Strukturen stützten. Im Dezember 1939 wurde SZP in Związek Walki Zbrojnej (Verband für den Bewaffneten Kampf) verwandelt, der zu Beginn des Jahres 1942 in Armia Krajowa (Polnische Heimatarmee) verwandelt wurde, deren Aktion hinsichtlich der Zusammenführung der bisher getrennten Untergrundorganisationen im Grunde erfolgreich war. In der Spitzenzeit zählten die Kräfte der Armee ca. 380.000 Menschen; es war die größte und am besten organisierte Untergrundarmee im besetzten Europa, auch mit ihren eigenen Waffenproduktionsanlagen. Neben der Heimatarmee gab es u. a. Narodowe Siły Zbrojne (Nationale Streitkräfte), Bataliony Chłopskie (Bauernbataillone) und  Gwardia (später Armia) Ludowa (Volksgarde / später Volksarmee).

Während der deutschen Besetzung nahmen die Polen unterschiedliche Haltungen an, von dem bewaffneten Kampf gegen die Besatzer, aktiven Widerstand (z. B. Geheimlehre und Hilfe für Flüchtlinge) und passiven Widerstand (z. B. Boykott deutscher Anordnungen) durch gezwungene (beispielsweise Eisenbahnarbeiter und Bauer) und freiwillige (z.B. Freiwillige zur Arbeit im Reich) Loyalität, Anpassung an die Realität der Besatzung (z. B. Mitglieder der Zivilverwaltung), Kollaboration (z. B. Redakteure und Journalisten der vom Besatzer veröffentlichen polnischsprachigen Zeitungen) bis zum Verrat (z. B. Konfidenten der Gestapo). Es sollte jedoch angemerkt werden, dass die negativen Einstellungen nur ein individuelles Ausmaß hatten. Die polnischen Behörden im Inland und im Exil lehnten die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit dem Besatzer kategorisch ab.

In der Spitzenzeit zählten die Kräfte der Armee ca. 380 Tsd. Menschen; es war die größte und am besten organisierte Untergrundarmee im besetzten Europa, auch mit ihren eigenen Waffenproduktionsanlagen.

Das Verhältnis der Polen zu der Vernichtung der Juden während des Krieges muss besonders betrachtet werden. Polen war in der Zwischenkriegszeit das Gebiet der größten Konzentration der Juden in Europa. Es wird geschätzt, dass in Polen zum 1. September 1939 ca. 3,47 Millionen Juden lebten, also 10 Prozent der Gesamtbevölkerung des polnischen Staates.

 

Während des Zweiten Weltkriegs und vor allem in den Jahren 1942-1944 wurde die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, zum größten Teil im besetzten polnischen Gebiet durchgeführt. Die Polen wurden Zeugen der Tragödie des jüdischen Volkes und nahmen angesichts dieser Tatsache unterschiedliche Haltungen an – sie kamen den Juden zu Hilfe unter Einsatz ihres eigenen Lebens, halfen ihnen für eine Gebühr, blieben gleichgültig und verübten Erpressung, Denunziationen und sogar Morde. Manche taten es, um reich zu werden, andere aus Angst um ihr eigenes Leben und das Leben ihrer Nächsten. Die Beurteilung dieser Einstellungen sowie die Erfassung dieser Frage im richtigen Verhältnis ist bis zum heutigen Tag ein Thema, das umstritten ist und starke Emotionen in zeitgeschichtlichem Diskurs über polnisch-jüdische Beziehungen im zwanzigsten Jahrhundert hervorruft.

Die polnischen Behörden im Inland und im Exil lehnten die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit dem Besatzer kategorisch ab.

Die Hilfe für Juden von Polen nahm in der Regel zwei Formen an: organisiert, durchgeführt vor allem durch den in 1942 gegründeten Rat zur Unterstützung der Juden („Żegota“) und individuell. Der Rat zur Unterstützung der Juden versuchte im Einvernehmen mit polnischen Untergrundstrukturen der zivilen Macht, Hilfe für die Juden im ganzen Land zu organisieren. Er sorgte für materielle Mittel, Medikamente und Lebensmittel (es gab sogar spezielle Gruppen, die sich mit dem Schmuggeln von all diesen Dingen in Ghettos beschäftigte) und  organisierte Unterschlupf und gefälschte Dokumente für die sich versteckenden Juden. Allein in Warschau kümmerte sich „Żegota” um ca. 4.000 Menschen, darunter Hunderte von jüdischen Kindern. Der Hilfe für die Juden schlossen sich einige Mitglieder der katholischen Kirche an - einige Juden fanden zum Beispiel Zuflucht in Klöstern, für weitere wurden gefälschte Taufscheine ausgestellt.

Polen war eines der wenigen Länder im besetzten Europa, in dem offiziell die Hilfe für Juden mit dem Tode bestraft wurde. Mit dieser Strafe waren ohnehin nicht nur diejenigen bedroht, die aktiv die Juden unterstützten (sie versteckten, transportierten oder ihnen Lebensmittel verkauften), aber auch diejenigen, die von ihrem Versteck wussten und die deutschen Behörden nicht informierten. Oft wurde in diesen Fällen das Prinzip der kollektiven Verantwortung verwendet – bestraft wurde die Person, die den Juden Hilfe leistete, ebenso wie ihre Familie und ihre Nachbarn. Umso mehr verdient die Tatsache Aufmerksamkeit in der heutigen Zeit, dass in der Tat die wichtigste Rolle bei der Rettung von Juden eine ganze Vielzahl von oft anonymen, gewöhnlichen Menschen spielte, die aus ihrem eigenen Gewissen beschlossen, ein Risiko einzugehen und Hilfe für Juden zu bieten. Es sei daran erinnert, dass eben meistens Polen (über 6.000) unter den Personen sind, die mit der Medaille der Gerechten unter den Völkern der Welt geehrt wurden. Die jetzigen Schätzungen geben die Zahl der polnisch- jüdischen Holocaustopfer mit ca. 2,9 Mio. – 3 Mio. und die Überlebenden mit ca. 30.000 – 35.000 Menschen an.

Während des Zweiten Weltkriegs und vor allem in den Jahren 1942-1944 wurde die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, zum größten Teil im besetzten polnischen Gebiet durchgeführt.

Angesichts der völligen Vernichtung der Juden in Polen während der Nazi-Okkupation sind jedoch die vor dem Krieg in einigen Kreisen der polnischen Gesellschaft weit verbreiteten Vorurteile gegen die Juden nicht verschwunden. Der Besatzer versuchte diese feindselige Gefühle tatsächlich geschickt zu erregen, wobei er sich für diesen Zweck nicht nur der umfassenden antijüdischen Propaganda bediente, sondern auch ein System von Gratifikationen für Hilfe beim Erfassen der flüchtigen und sich versteckenden Juden aufgebaut hatte. Einige Polen erpressten Lösegeld für das Verstecken von Juden (diejenigen, die Juden oder ihre polnischen Beschützer unter Androhung von Denunziation erpressen, wurden umgangssprachlich Schmalzownik genannt) oder denunzierte sie bei der Gestapo. Es wurden auch Fälle von Mord der flüchtigen und sich versteckenden Juden verzeichnet, meist aus Angst vor der Entdeckung durch die deutschen Behörden, durch feindliche Nachbarn oder aus dem Wunsch, sich zu bereichern. Die Behörden des polnischen Untergrundstaates behandelten jede Aktion dieser Art als Ausdruck von Kollaboration (Verrat) und haben sie streng bestraft.

Es sei daran erinnert, dass es eben die meisten Polen (über 6 Tsd.) unter den Personen sind, die mit der Medaille der Gerechten unter den Völkern der Welt geehrt wurden. Die jetzigen Schätzungen geben die Anzahl der polnischen Juden - Holocaustopfer mit ca. 2,9 Mio. – 3 Mio. und die Überlebenden mit ca. 30 Tsd. – 35 Tsd. Menschen an.

Einzigartig auf der Welt war die Gründung – neben den bewaffneten Untergrundstrukturen –von konspirativen, äußerst komplexen Strukturen der Zivilbehörde. Im besetzten Warschau wurde sie durch den Delegierten der Regierung für das Land vertreten, der die Oberhoheit der während der Kriegsjahre im Exil in London stationierenden polnischen Regierung anerkannte. Es gab die Untergrundverwaltung (mit mehreren Abteilungen, die für verschiedene Bereiche des öffentlichen Lebens zuständig waren, ähnlich wie in der Zeit des Friedens) und die Justiz. Es wurden Untergrundzeitschriften und Bücher herausgegeben, es gab ein  Geheimbildungssystem. Militärische und zivile Strukturen im besetzten Land bildeten den Polnischen Untergrundstaat, den die Nazi-Deutschen nie geschafft haben, zu zerstören.

Aus polnischen Gebieten, die dem deutschen Reich angeschlossen wurden, versuchte der Besatzer eine groß angelegte Germanisierungspolitik zu entwickeln, u. a. durch die Einführung der Deutschen Volksliste. Die Liste unterteilte die Bewohner dieser Gebiete in vier Gruppen: Zu den ersten beiden gehörten Volksdeutsche, die sich der deutschen Herkunft bekannten und für Deutschland tätig waren. In die beiden anderen Gruppen konnten Polen eingestuft werden, wenn die deutschen Behörden erkannten, dass sie sich für die Germanisierung eignen. Der starke Druck von der deutschen Besatzungsmacht (insbesondere in Oberschlesien und Pommern), verbunden mit einer Vielzahl von Repressionen für die Ablehnung haben dazu geführt, dass ein relativ hoher Prozentsatz der Polen beschloss, die Volksliste anzunehmen, was fast immer mit der Einberufung zur Wehrmacht oder der Dienstpflicht in anderen militarisierten deutschen Formationen verbunden war.

Jan Daniluk

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